… mit Kurs aufs Riff
Die Bundestagswahl 2021 hat stattgefunden und man darf sich fragen, ob das als ernst gemeintes Ergebnis von Volk und Politik in die deutsche Geschichte eingehen soll. Nachdem bei der Berlin-Wahl ein weiteres Stück Demokratie durch Pannen, Pleiten und Manipulationen versenkt wurde, ist man als Bürger nicht verpflichtet, die veröffentlichten Wahlergebnisse für bare Münze zu halten.
In einigen der Berliner Wahllokale gingen am Wahltag die Stimmzettel aus, in anderen wurden die falschen ausgegeben. Wegen des am gleichen Tag stattfindenden Berlin-Marathons kamen Kuriere mit den benötigten Zetteln nicht durch den Verkehr. Vor vielen Wahllokalen bildeten sich lange Warteschlangen. Teilweise standen die Menschen dort bis zu vier Stunden an. Auch weit nach 18 Uhr gaben Menschen deshalb ihre Stimme ab, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits erste Prognosen veröffentlicht wurden. In den Tagen nach der Wahl wurden zudem Unstimmigkeiten bei der Auszählung offenbar.
Wo bleibt der Aufstand der Berliner? Wo die Forderung der Wähler, diese Wahl zu wiederholen? Wo bleibt der Aufschrei der Oppositionsparteien im Berliner Senat und die Klageeinreichung zwecks Annullierung dieser Wahl?
Eigentlich wäre das Anlass genug für einen Aufstand der gesamten Republik gegenüber dem politischen Establishment. Nichts davon! Stattdessen der Satz in den Staatsmedien: „Es gibt bereits Stimmen, die ankündigten, eine Klage zu erwägen.“ Nun, dann können wir ja zufrieden sein und unsere bequeme Schlaflage wieder einnehmen.
Wer mag mir erklären, wie es nach 16 Jahren Merkel- und GroKo-Politik, deren Endphase ich in zig Beiträgen beschrieben und beleuchtet habe, zu einem derartigen Wahlergebnis kommen konnte? Das Einzige, was ich verstehe, ist der (noch viel zu geringe) Absturz der CDU, den die Staatspresse allein Laschet in die Schuhe schiebt. Nein, Laschet trägt nur einen geringen Anteil am großen Desaster der CDU. Merkel hat diese Partei vollständig entkernt, den konservativen Flügel zertreten und sie als riesige Gulaschkanone aus Zutaten aller sonstigen „Geschmacksrichtungen“ missbraucht. Ob Laschet, ob Söder – sie sind beide die Falschen, weil sie zusammen mit Merkel diese Suppe über Jahre mitgekocht haben, ohne je ein eigenes Rezept zu entwickeln.
Dass nun nach einer Frau Merkel dem lächelnden SPD-Männlein Olaf Scholz die Kanzlerwürde per Wahlergebnis zugesprochen wird, erschüttert mich noch mehr. Ihn hatte ich schon 2003 auf dem Schirm, als ich meine Bücher über die deutsche schauerliche Bildungspolitik veröffentlichte. Schon zu der Zeit machte Scholz, damaliger SPD-Generalsekretär, durch den Satz von sich reden: „Wir wollen die Lufthoheit über den Kinderbetten erobern.“ Renate Schmidt (SPD) blinkte als Familienministerin links und raste auf der Überholspur einer „kulturellen Revolution“ entgegen. Ihr Ziel war ein Staat, der den Großteil der Kindererziehung übernimmt. Ihre Devise damals: „Wir müssen lernen, was Liebe ist. Da kann der Staat helfen.“ Möglichst schon im Kleinkindalter. In rot-grüner Parteiprogrammatik kam der eheliche Familienbegriff gar nicht erst vor. „Familie ist, wo Kinder sind“, stand dort lapidar. Was daraus geworden ist, wissen wir, wenn wir die Gesellschaft und die Bildungspolitik näher betrachten.
Das aber mag man als Schnee von gestern betrachten. Kein Schnee von gestern sind die Nettigkeiten, bei denen Scholz seine Finger im Spiel hatte. Aber wie schon bei Merkel, scheint die Figur eines Wolfes im Schafspelz so gut wie nie von den Deutschen erkannt zu werden. Die harmlos Wirkenden sind die Sieger im Politik-Poker. Was sich allerdings noch alles hinter dem lächelnden „Teflon-Mann“ verbirgt, wird selbst seinen Wählern in Kürze „große Freude“ bereiten. Ich sage nur Saskia Esken, Kevin Kühnert, Anetta Kahane.
Und seine einzige Hoffnung darauf zu setzen, dass die FDP für eine Rückkehr zur liberal-konservativen Demokratie sorgt, ist utopisch. Wer am Topf der Macht Platz nimmt, wird auch das Essen mit Messer und Gabel gelernt haben und zunächst einmal dafür sorgen, selber satt zu werden.
Schenken wir abschließend dem großartigen Reinhard Mey unsere Aufmerksamkeit, der hier kunstvoll verarbeitet, wovor damals der Bayrische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß schon warnend seine Rede schwang.
NARRENSCHIFF: Reinhard Mey
Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff.
Volle Fahrt voraus und Kurs aufs Riff.
Sie rüsten gegen den Feind, doch der Feind ist längst hier.
Er hat die Hand an deiner Gurgel, er steht hinter dir.
Im Schutz der Paragraphen mischt er die gezinkten Karten.
Jeder kann es sehen, aber alle sehen weg,
und der Dunkelmann kommt aus seinem Versteck
und dealt unter aller Augen vor dem Kindergarten.
Der Ausguck ruft vom höchsten Mast: Endzeit in Sicht!
Doch sie sind wie versteinert und sie hören ihn nicht.
Sie zieh‘n wie Lemminge in willenlosen Horden.
Es ist, als hätten alle den Verstand verlor‘n,
sich zum Niedergang und zum Verfall verschwor‘n,
und ein Irrlicht ist ihr Leuchtfeuer geworden.
Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff.
Volle Fahrt voraus und Kurs aufs Riff….
Francesco Schettino hat das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia durch Unfähigkeit
und Veranwortungslosigkeit bei schönem Wetter auf ein Riff gelenkt und hat dafür auch nur 16 Jahre Haft bekommen. Es war kein Orkan oder Unwetter mit schlechter Sicht oder haushohen Wellen die Ursache. Auch kein technischer Fehler hat das Unglück herbeigeführt. Danach hat er sich ohne sich zu kümmern aus dem Staub gemacht und die ihm anvertrauten Menschen ohne Hilfe im Stich gelassen.
Ähnliches passiert gerade mit der COSTA GERMANIA.