… am Beispiel des Internats Louisenlund
Über Arm und Reich zu schreiben, wird auch zukünftig in der BRD Bücher füllen können. Und alle Forderungen nach der viel gepriesenen Chancengleichheit bleiben schon seit Jahrzehnten auf der Strecke. Pisa hat die Nation vor 15 Jahren in einen Schock versetzt, herausgekommen sind Erkenntnisse und Maßnahmen, die es fertigbringen sollten, das Kind trotz seiner durch Geburt niedrigen sozialen Herkunft auf die Stufe einer Bildungs-Chancengleichheit zu heben. Das ist nicht gelungen und wird auch nicht gelingen. Das meinten jedenfalls zwei Drittel der befragten Lehrer.
Die Unzufriedenheit der Eltern zeigt sich darin, dass inzwischen 13% der Schulpflichtigen eine Privatschule besuchen. Die Zahl derjenigen, die ihr Kind auf eine Privatschule schicken, ist seit Jahren steigend. Es gibt etwa 5.800 Privatschulen in Deutschland, und sie werden trotz ihres Schulgeldes, das sie erheben, immer beliebter. Bei staatlicher Förderung ist das Schulgeld eher gering und liegt bei 50 bis 100 Euro monatlich. Wird die Privatschule nicht staatlich gefördert, kann das monatliche Schulgeld bei einigen hundert Euro angesiedelt sein.
Die Frage, ob staatlich oder privat gefördert besser ist, wird natürlich von verschiedenen Fachleuten oder solchen, die sich dafür halten, so beantwortet, dass der Fragende hinterher genauso schlau ist wie vorher.
Meines Erachtens hängt alles davon ab, wie wichtig an der jeweiligen Schule außer dem Erreichen eines entsprechenden Bildungsgrads die Erziehung zur Persönlichkeit ist. Nur dort, wo die individuelle Talentförderung, die dazugehörenden Bildungsziele und die Verknüpfung mit einer Persönlichkeitserziehung in Einklang gebracht werden, wird eine Schule zu einer Wohlfühlschule für alle Beteiligten. Schulen aber, an denen Gewalt, Mobbing und andere „Nettigkeiten“ an der Tagesordnung sind, sprechen eine andere Sprache. Zu große Klassen, zu große Schulen, das Ausleseverfahren, das Gezerre um G8/G9, die Integration zu Zeiten großer Einwanderung und die Überforderung von Lehrern und Schülern die Inklusion betreffend lassen die Bildungsanstalten problemgeladen dastehen.
Die „Hohe-Söhne-und-Töchter-Schule“ als Alternative
Es gibt für alles eine Alternative, wenn auch Angela Merkel hier das Gegenteil behaupten würde. Die Internate Schloss Neubauern, Schloss Salem, Schloss Liborg, Louisenlund und wie sie sonst noch alle heißen, die Brut- und Bildungsstätten der zukünftigen Politiker, Manager, Bänker und Wirtschaftsbosse haben da ganzheitliche Bildung im Angebot. Für schlappe 35.000 Euro Schulgeld im Jahr ist die Rundumversorgung im Internat Louisenlund von Tochter oder Sohn gewährleistet.
Schüler, befragt nach der Begründung ihres teuren Lernens, speziell an diesem Ort, antworten mit ihrer Familientradition. Vater, Mutter, Schwester haben erfolgreich dieses Internat besucht und so findet über diesen Weg die Reproduktion der Eliten statt. Lehrer an diesen Internaten bestätigen, dass sie ihren Traumjob ausüben. Verständlich, denn da, wo Eltern deutlich zur Kasse gebeten werden, wo Integration und Inklusion als Störfaktoren von Gruppenhomogenität ausgeschaltet sind, wo statt nur 5.000 Euro pro Schüler 10.000 Euro investiert werden und Bildung als Grundlage für spätere Automatismen hin zur gewünschten Karriere verstanden wird, können staatliche, zum Teil auch private Schulen einpacken.
Nur 19 % der 25- bis 39-Jährigen machten laut einer Umfrage von 2015 einen höheren Bildungsabschluss als ihre Eltern. Damit liegt Deutschland auf dem zweitletzten Platz, der bestätigt, dass die groß angelegte und laut ausgerufene „Merkelsche Bildungsrepublik“ nichts anderes als politisches Geplapper ist.
Deutschland will Chancengleichheit, aber allein der Wohnort und die soziale Herkunft entscheiden bis heute über die Zukunft des Kindes.
Die Verschuldung der öffentlichen Hand spielt eine Rolle und verhindert Angebote aus den Bereichen Musik, Kunst, Sport und Schwimmen, die für die Persön-lichkeitsentwicklung der Kinder nötig sind. So muss beispielsweise diese Förderung von Eltern übernommen werden. Wenn allerdings drei Kinder nur ein Instrument erlernen, wird das Familienbudget schon stark belastet und kann nur von wenigen Familien gestemmt werden.
Der Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit, welche auf Chancengleichheit basiert, ist unerfüllbar. Er ist es deshalb, weil die Politik mit kleinen Pflastern nur Symptome behandelt und nicht willens ist, nach einem großen Wurf zu suchen und ihn auch zu tun. Dazu gehören sowohl der Umbau des Schulsystems als auch die finanzielle Absicherung der Gesellschaft etwa durch die Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens.
Noch scheint sich die deutsche Gesellschaft im Stand-by-Modus zu befinden ohne eine massive und mehrheitliche Forderung nach einem Schulsystem der Chancengleichheit und einem grundlegenden politischen Umbau zu einer sozialen Gerechtigkeit und dem marktwirtschaftlichen Ziel „Wohlstand für alle“ . Nur allmählich schwindet der soziale Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält und ein Blick auf die täglichen Ereignisse in unserem Land, auf die Ausweitung krimineller und terroristischer Aktivitäten lässt ahnen, was uns noch bevorsteht.
Wo sind die Ideengeber, die Illusionäre und Reaktionäre in einer Zeit täglicher Neuerungen und Herausforderungen? Wer erfüllt den Bürgern ihre Forderungen nach innerer und äußerer Sicherheit, nach Chancengleichheit und sozialer Gerechtigkeit?Welche Schule, welches Internat bildet und entlässt solche Hoffnungsträger? Die vorhandenen sicher nicht, wie an der jetzigen Machtelite unschwer zu erkennen ist!