… sitzen auf linken Stühlen
In der Berliner Zeitung vom 23.8. 2020 findet sich eine Kolumne, die es in sich hat. Die Verfasserin ist die berühmt-berüchtigte Anetta Kahane, Leiterin der Amadeu Antonio Stiftung, deren fragwürdige Biographie als IM Victoria in der ehemaligen DDR ihre Leitungsrolle in der Stiftung kritikwürdig und fragwürdig erscheinen lässt.
Sie glaubt sich zu den friedlichen Demonstrationen der Corona-Opposition in Berlin äußern zu müssen und beginnt mit der Aussage: „Die Unvernunft demonstriert wieder in Berlin.
Die Demonstranten gegen Corona-Maßnahmen verbreiten nicht nur Viren, sondern auch Rassismus und Antisemitismus.“
Das hätte sie wohl gerne. Wo sollte wohl in der friedlichsten Demo aller Zeiten, die gegen die freiheitseinschränkenden Corona-Maßnahmen zu Wege zieht, Platz für Rassismus und Antisemitismus sein? Wer nun glaubt, diese Behauptung Kahanes sei schon ein dicker Hund, kennt die verbalen Kompositionskünste einer ehemalig braven DDR-Bürgerin nicht. Damit hat sie sich erst einmal warm gelaufen. Ohne lange Umschweife greift sie direkt in ihre Diffamierungs- und Verleumdungskiste und formuliert: „Seit der letzten Versammlung der Corona-Leugner und Verschwörungsgläubigen hat sich die Bewegung Stück für Stück radikalisiert. Rechte Verschwörungstheoretiker, völkische Prediger, Reichsbürger, Holocaustleugner und jede Menge Neonazis sind dabei und mittendrin.“
Und wieder stellt sich bei derartig unverschämter verbaler Plumpheit die Frage, wer eine solche Person wann, warum und nach welcher Art von Prüfung die Legitimation zur Beleidigung, Provokation und Fehlbeurteilung durch Verallgemeinerung erteilt hat, was bis heute ohne rechtliche Folgen blieb und der Frau dadurch die Möglichkeit gab, ihre Gewalt- und Hasssprache immer weiter zu perfektionieren.
„Auf diesen ‚Querdenker’-Demos wird zum Umsturz aufgerufen, die Schoah relativiert, die Pressefreiheit sabotiert und der Hass auf die Demokratie, ihre Institutionen, ihre Vertreter angefeuert. Die Verschwörungserzählungen sind antisemitisch, mal offen, mal als Denkmuster. Genau wie bei Pegida.“
Welchen Drogen oder welchen Hypnosetechniken ist Kahane anheim gefallen, die ihre Realität derart verstellt haben, dass ich, Beobachterin der Corona-Geschichte, ihren „Wahrheiten“ nicht folgen kann? Welcher Germanist, Schriftsteller oder Sprachwissenschaftler vermag in einem Atemzug, quasi in einem Satz sechs Behauptungen mit der Anhäufung der Wörter „Umsturz, Relativierung, Sabotage, Hass, Anfeuerung, Verschwörungserzählungen, antisemitisch“ zu formulieren? Nur ein Sprachakrobat, der wie jeder Akrobat durch wiederholtes Üben sein Talent zur Perfektion bringt. Das wurde Kahane erlaubt, nein, es wurde von ihr erwartet, denn nicht umsonst flossen die Fördergelder als Dauerauftrag in diese Stiftung, die als Ziel die Stärkung einer demokratischen Zivilgesellschaft hat, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet.
Eine ehrenvolle Aufgabe, mit der sich jeder identifiziert, der die Würde des Einzelnen für unantastbar hält.
Bringen wir diese Würde doch einmal mit Frau Kahanes Aussagen in Verbindung. Niemandem darf das Recht zugestanden werden, 20.000 oder 100.000 Demonstranten als Rechte, Verschwörungstheoretiker, völkische Prediger, Reichsbürger, Holocaustleugner und Neonazis zu bezeichnen. Damit hat Kahane die Würde von 20.000 oder 100.000 Demonstranten angetastet, weil sie alle in den Sack ihrer Klientel versenkt hat, nur um mal wieder mit der Berechtigung der Amadeu Antonio Stiftung und deren Fördergeldern zu glänzen.
Aber auch das reichte ihr als Aussage in der Kolumne noch nicht. Um den Kreis rosarotgrünbunter Unverschämtheiten zu schließen, scheut sich Kahane auch nicht, den Kriminaloberkommissar Michael F. aus Niedersachsen zu diskreditieren, der sich den kritischen und demonstrierenden Bürgern zugehörig fühlte und sich traute, seine Meinung öffentlich zu machen. Diesen Beamten zu reglementieren ist ausschließlich das Recht seines Dienstherrn. Doch was interessiert das Kahane, die sich auch in diesem Punkt den Mund nicht verbieten lässt. Schließlich war Michael F. bis zu seiner Rede für die Sicherheit jüdischer Einrichtungen in Niedersachsen zuständig. Sein öffentliches Outing veranlasst Kohane zu der gedanklichen Konstruktion, besagten Polizisten in die Reihe der Antisemiten ansiedeln zu dürfen.
Kahanes Kolumne endet wie folgt: „Diese Corona-Demonstranten vergiften das Klima, unterminieren das Vertrauen in demokratische Institutionen. Sie verbreiten neben den Viren auch Antisemitismus. Das sollte die Gesellschaft nicht dulden.“
Mein Einsatz gegen jede Form von Antisemitismus ist nachweisbar, soll mir aber hier nur das Recht erteilen, auf diese Kolumne zu antworten. Anetta Kahane als Verantwortliche für die Amadeu Antonio Stiftung fehlen Fähigkeit und Sensibilität. Mit Pauschalierungsphantasien, Fehlbeurteilungen und verbalen Rundumschlägen erzeugt sie bewusst den berechtigten Widerspruch, den sie dann ohne Umschweife ihrer Klientel (Verschwörungstheoretiker, völkische Prediger, Reichsbürger, Holocaustleugner und Neonazis) zuordnet.
Was einmal gründlich gelernt wurde, steht ein Leben lang zur Verfügung, hat nur mit Demokratie und der Unantastbarkeit der Menschenwürde nicht das Geringste zu tun. Es ist der widerliche Missbrauch von Macht, wie er nur deshalb nie geahndet wird, weil er den Stempel einer gewünschten Mehrheitsmeinung trägt.
Und nur so ist auch das Verbot der geplanten Großdemonstration in Berlin am 29. 8. 2020 zu verorten, die mit folgender Begründung des Berliner Innensenators Geisel (SPD) gestern abgelehnt wurde:
„Ich bin nicht bereit, ein zweites Mal hinzunehmen, dass Berlin als Bühne für Corona-Leugner, Reichsbürger und Rechtsextremisten missbraucht wird.“