Ob Schulz, ob Merkel: Europa first!
Wunderbar! Wir haben eine neue Partei! Die SPD! Sie ist von den Toten wiedeauferstanden und ihr Heilsbringer heißt Martin Schulz. Er, der seit Jahren aus Brüssel dem Sterben seiner Partei zusah und es nicht zu verhindern suchte, dass die GroKo und die Flüchtlingspolitik der Frau Merkel die Spaltung der deutschen und europäischen Gesellschaft auslösten.
Das ist eine Karriere! Zwar weiß noch niemand, was Schulz in sein Wahlprogramm schreiben wird. Das scheint aber auch ziemlich unwichtig. Der Retter ist da und hat seinen erfolglosen Vorgänger erst einmal auf Weltreise geschickt, wo sich dieser von den Strapazen des Dauernickens und Ja-Sagens in Richtung Merkel mal gründlich erholen kann. Und ein altes Exemplar aus der Mottenkiste der Partei lugt auch schon wieder um die Ecke, frisch geschieden und seit Dezember 2016 Aufsichtsratsvorsitzender bei dem Fußball-Zweitligaklub Hannover 96. Altkanzler Gerhard Schröder ernährt sich auch weiterhin durch Vitamin B. Er ist mit 96-Boss Martin Kind befreundet und dessen Tennispartner. Ob sich allerdings sein Wunsch nach einer Karriere à la Hoeneß erfüllen wird, bleibt abzuwarten.
Stets mit einem Auge in Brüssel
Erinnern wir uns: „Am Parlamentspräsidenten Schulz perlte jede Kritik an der EU ab. Für die Krise Europas machte er allein die Regierungen der Mitgliedstaaten verantwortlich; das Schwarze-Peter-Spiel beherrschte er. Seine politischen Gegner werden mit Eifer daran erinnern, wie begeistert Schulz die Wahl und die Politik des gescheiterten französischen Präsidenten Hollande begrüßte, wie er die Vergemeinschaftung der Staatsschulden durch Einführung von Eurobonds forderte und wie er für die ‚Rettung‘ Griechenlands von Berlin mehr Zugeständnisse im Sinne der sozialistischen Regierung in Athen verlangte.“ Schulz hat sich in den Jahren im Europaparlament nicht als Wirtschafts- und Sozialpolitiker profiliert. Welche Qualitäten er sich in Sachen Finanzen, Justiz und Asylpolitik angeeignet hat, bleibt unbeantwortet. Noch fragwürdiger erscheint sein politisches Agieren auf eingefahrenem Gleis. Das wird deshalb auch seine Politik in üblichen nur noch wenig erfolgreichen Bahnen verlaufen lassen. Ob damit die großen zukünftigen Probleme angepackt werden, lässt zweifeln.
Sein Appell ans Wahlvolk
Schulz bekräftigte seine wichtigste Zielvorgabe, nämlich den alleinigen Anspruch, die Mehrheit der Wähler zu erringen und Kanzler der Bundesrepublik Deutschland zu werden. Bei seiner ‚Inthronisation‘ ruft er seinem Wahlvolk zu:
Schulz: „Lasst uns anpacken und unser Land gerechter machen und das mutlose ‚Weiter-so’ beenden.“
Bürger: „Ja verflixt! Wir tun doch nichts anderes als anpacken … für die vielen Milliarden, die aus deutschen Töpfen gezahlt werden! Und warum hat die SPD uns trotz ihrer Regierungsverantwortung in das mutlose ‚Weiter-so‘ geführt?“
Schulz: „Wir wollen, dass es in unserem Land gerechter zugeht. Dass die Menschen sicher und gut leben können. Dass unsere Kinder eine Perspektive haben. Dass Deutschland ein Stabilitätsfaktor in Europa und in der Welt ist.“
Bürger: „Das ist euch ja seit Schröders Agenda großartig gelungen! Deutschland sollte erst einmal ein Stabilitätsfaktor für seine Bürger sein. Die auch von der SPD erschaffenen ungesicherten Beschäftigungen, Minijobs, Leiharbeit, Zeitarbeit, Werkverträge höhlen heute das Normalarbeitsverhältnis aus – eine wesentliche Ursache für die Zunahme von Armut, von der 16 Millionen Bürger inzwischen bedroht sind.“
Schulz: „Die SPD führt zusammen, sie spaltet nicht. Die Partei der Höckes, der Gaulands und Petrys ist keine Alternative für Deutschland, sondern sie ist eine Schande für die Bundesrepublik. All diesen Rassisten, Extremisten und Populisten sage ich, sagt die gesamte SPD den Kampf an!“
Bürger: „Wer hat denn dafür gesorgt, dass diese AfD derart punkten konnte? Das ist doch die Folge der GroKo, ihrer alternativlosen Schlummerpolitik im Schaukelstuhl der political correctness (politische Korrektheit?). Die Gefährdung der Demokratie durch das Fehlen einer Opposition hat gerade die AfD verhindert. Es ist blind, anmaßend und menschenverachtend, populistisch ins Licht zu treten und die AfD gesamt auf der Stufe von Rassisten und Populisten anzusiedeln.“
Wer wird Kanzler, Mutti oder Vati?
Mir und vielen ehemaligen SPD-Wählern reicht das Auftreten einer Lichtgestalt nicht. Den Medien aber schon, denn sie verkünden, kaum dass „Vati“ von seiner Montage in Brüssel wieder zu Hause ist, dass er auf der Beliebtheitsskala mit „Mutti“ gleichzieht und einen Tag später, dass 700 Schäfchen per Unterschrift dem Heilsbringer folgen werden. Wahrscheinlich alles Rheinländer oder sogar Kölner treu ihrem Wahlspruch:
1 – Et iss wie et iss.
2 – Et kütt wie et kütt.
3 – Et hätt noch emmer joot jejange.
Für den Rest der Republik bleibt die Frage: Wer von den Merkel-Folgern und -Verfolgten wird sich denn nun für Vati statt für Mutti entscheiden?