George Orwell zum Gruße
Ob ARD, ob ZDF – wann immer man eine Nachrichtensendung anschaut – über Deutschland erfährt man so gut wie nichts. Thema waren über Wochen die Corona-Zahlen und das Schüren von Angst zwecks Rechtfertigung der fragwürdigen politischen Entscheidungen. Heute wechseln in den täglichen Nachrichten die Corona Hochburgen USA, Brasilien, Argentinien, Sowjetunion, Großbritannien und der Hauptdarsteller Trump schaut fast täglich ins Wohnzimmer, Trump, der mit Hohn und Spott in schönsten Formulierungen überschüttet wird. Der Rassismus und der Rechtsradikalismus sind dann noch weitere Füllthemen, um nicht über Gesetze berichten zu müssen, die kurz vor der Sommerpause so als Durchregierungsaktivität hinterm Vorhang erledigt werden. Auch kriminelle Taten im Land erhalten keine Bühne, es sei denn, man kann sie den Rechten zuordnen.
So beginnt das ZDF am 4. 7. um 18.00 Uhr wieder einmal mit Trump am Mount Rushmore – besser bekannt als Berg mit den vier Präsidentenköpfen in Süd Dakota – wo er eine Wahlkampfrede hält. Gezeigt werden zunächst die Demonstranten, dann wird Trump als Spalter der Gesellschaft bezeichnet, der kein Wort über die Infizierten und Corona-Toten erzählt. Dafür erfahren wir von der Kommentatorin der filmischen Einblendungen: „Die USA stecken mitten in einem Kulturkampf“, in der mit Gewalt Statuen beseitigt und mit allen Mitteln gegen Rassismus gekämpft wird. Dass in Deutschland desgleichen geschieht, findet keine Erwähnung.
Wie uns inzwischen Nachrichten übermittelt werden, hat mit neutraler Information nichts mehr zu tun. Das Gesamtkonzept der Nachrichten gehorcht dem sogenannten Framing Manual, den meisten Menschen völlig unbekannt. Ich habe derzeit ausführlich darüber berichtet. Was bedeutet nun Framing Manual? Übersetzt bedeutet es „Handreichung zur Benutzung einer gewünscht positiven Sprache“.
Die ARD hatten im letzten Jahr ein Gutachten erstellen lassen, in dem ausführlich dargelegt wird, wie Mitarbeiter des Senders sprechen sollten, um die Existenz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu rechtfertigen. Das Gutachten ruft dazu auf, Begriffe zu verwenden, mit denen die ARD als „gut“ dargestellt wird.
Gutachterin und Autorin ist die Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Wehling, die 2016 das Buch „Politisches Framing“ veröffentlicht hat. Sie fühlt sich der progressiven Politikszene angehörig (also der linksrotgrünbuntgeGENDERten Zukunft). Aus ihrem Framing-Vorstellungsrepertoire ein kurzes Beispiel: WEHLING behauptet, der Begriff „Flüchtling“ sei ein Frame, „der sich politisch gegen Flüchtlinge richtet“, da die Endung „-ling“ wie in „Schreiberling“ oder „Schönling“ für Schlechtes, Minderwertiges stehe. Besser wäre es, so Wehling, von „Geflüchteten“ oder von „Flüchtenden“ zu sprechen.
Kommen wir zu einem konkreten und aktuellen Beitrag der Tagesschau, den uns Peter Weber in Hallo Meinung präsentiert. Da heißt es: Schweineställe sollen in Zukunft geräumiger werden: Der Bundesrat hat nach jahrelangem Ringen neuen Regeln für die Haltung von Sauen zugestimmt. Unter anderem werden „Kastenstände“ verboten.
Klingt gut, soll es auch, ist aber frisiert (Frame). Richtig ist nämlich das, was auf der Seite des Bundesrates dazu zu lesen ist.
Die so genannte Kastenhaltung wird künftig höchstens 5 Tage statt wie bisher 35 Tage im Abferkelbereich und 8 Tage statt bisher 4 Wochen im Deckzentrum erlaubt sein. Betriebe sollen 15 Jahre Zeit haben, um die neuen Vorgaben umzusetzen. 300 Millionen Euro an Fördermitteln sollen aus dem beschlossenen Konjunkturpaket der Großen Koalition kommen. Diese Wahrheiten gehen aus den Nachrichten der Tagesschau nicht hervor.
Nachdem nun unser Medien-Schön-Sprech-Framing-Manual bis in die höchsten Stellen der Macht vorgedrungen ist, müssen wir uns über Gesetzesbezeichnungen wie „Gute-Kita-Gesetz“, „Starke-Familien-Gesetz“ und das „Geordnete-Rückkehr-Gesetz“ nicht wundern. Für dieses neue Tierwohl-Gesetz wird sicher auch ein hübscher Name gefunden werden. Wie wäre es mit „Mehr-Platz-Schweine-Gesetz“ oder „Schweine-Kreißsaal-Vergrößerungs-Gesetz“?
Die Sprachpolizei ist ständig unterwegs auf der Suche nach Namen, Begriffen und Wörtern, die verboten werden sollen. Als Germanistin, Deutschlehrerin an deutschen und polnischen Schulen und Buchautorin frage ich mich manches Mal, wer eigentlich die Irren freigelassen hat.
Durch Sprache kann das politische Denken von Menschen manipuliert werden – und genau das ist auch die Absicht. Es soll eine gewünschte Meinung verfestigt, eine Entscheidung als positiv dargestellt oder eine fragwürdige Aktion legitimiert werden.
„In Deutschland ist durch zunehmende Bürokratisierung, Verrechtlichung und Ökonomisierung vieler Lebensbereiche eine Tendenz zur Inhumanität der Sprache zu beobachten. Die Verhältnisse von Mensch und Natur werden zur toten Materie und auf eine reine Funktion reduziert. Der Rasen neben einer Straße wird z.B. nur noch als »Straßenbegleitgrün« bezeichnet. Fast erotisch dagegen die Bezeichnungen „Steueroase“ oder „Steuerparadies“ für Steuerflüchtige.
Um die Redefreiheit in Deutschland ist es wahrhaft schlecht bestellt. Organ der Repression ist dabei nicht der Staat, es sind selbst ernannte Moralapostel*innen, die ihre Mitmensch*innen mit politisch korrekten Sprachverboten*innen gängeln.
Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ lässt grüßen, schreibt Focus 2019. Vor einigen Jahren prangerte die „Nationale Armutskonferenz“ gleich zwei Dutzend „Unwörter“ an, darunter das so unschuldig und pragmatisch daherkommende Attribut „alleinerziehend“. Schon die schlichte Feststellung einer sozialen Tatsache gilt als kränkend, beleidigend und verletzend. … Ein notorisch schlechter Schüler ist nun „ein vom Bildungswesen nicht Erreichter“, Flüchtlinge heißen „Geflüchtete“ oder „Schutzsuchende“ – was wäre hier eigentlich die korrekte weibliche Form? – und Dezernenten, jedenfalls in Hannover seit dem Jahreswechsel „Dezernent*innen“. „Fahrzeugführende“ begegnen auf der Straße möglicherweise „Idiotinnen“.
Jetzt endlich dank der Corona-Pandemie wurden weltweit „Maulkörbe“ verteilt, die die Menschen zum Schweigen bringen, ihre sozialen Kontakte einschränken und die Vereinsamung selbst beruflich vorantreiben. Es bietet sich daher eine fantastische Möglichkeit für all die, die sich sexistisch, rassistisch, religiös, populistisch, rechtsradikal, sprachlich, menschenverachtend oder anderweitig gestört und genervt fühlen, den Reset-Knopf zu drücken, alles auf Neustart zu stellen und das, was noch an Sprache, Kultur, Literatur, Geschichte, Tradition und Bildung vorhanden ist, in den Mülleimer der Zeit und auf den Misthaufen der Gesellschaft zu werfen und humorlos, sprachlos, gottlos, heimatlos, geschlechtslos, herrenlos, kunstlos, leidenschaftslos, reizlos, seelenlos, vaterlos, mutterlos, wesenlos ins großartige Gender-Zeitalter der Identitäts-, Sprach- und Wehrlosen zu starten. Über allem die Kontrollorgane der Gender-, Sprach- und Rassismuspolizei. Minderheiten beanspruchen den Status von Normalität, indem sie im Scheinwerferlicht auf der Bühne der Gesellschaft die Hauptrollen besetzen und verbannen Mehrheiten in den Zuschauerraum mit der Forderung, ihnen ununterbrochen Applaus zu zollen. Es geht um Dekonstruktion des Bestehenden und um die Ausleuchtung der Selbstdefinition. Die zur Wissenschaft erhobenen Queer-Theorien haben genau das zur Grundlage, gehen also davon aus, dass Menschen sich selbst definieren sollen (bezogen auf das sexuelle Geschlecht) und dass diese Selbstdefinition die einzig gültige „Identitätserklärung“ ist.
Eine verqueere Welt, von der nach Vollendung der Transformation ein Abschied bald nur noch als Erlösung empfunden werden wird.
Der Wahnsinn hat Methode. Ein höchst diskriminierendes Wort, das gerade in den heutigen Tagen Kindern angeheftet wird, hat mir gefehlt: BILDUNGSFERN !
Öffentlich rechtliche Sender benutzen dieses Wort wie selbstverständlich. Mir dreht sich jedes Mal der Magen um. Es bleibt noch viel zu tun. Gut, dass die Essenerin Rita Mohr nicht mehr erleben musste, dass man die Eissorte MÖRCHEN als rassistisch eingestuft hat. Deutsches Sprache schwere Sprache…