„NRW gegen Bayern“ oder „Laschet gegen Söder“
NRWs Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat nach WELT-Informationen einen „Expertenrat Corona“ gegründet, der ihn im weiteren Umgang mit der Krise beraten soll. Dieser Expertenrat soll dem Vorhaben Laschets folgen, den Exit vom Exit vorzubereiten und im größten Bundesland der BRD durchzuführen. Nicht die schnellste Entscheidung sei die beste, „sondern diejenige, die wirksam ist und gleichzeitig dem Verfassungsprinzip der Verhältnismäßigkeit entspricht“, kommentiert Laschet sein Krisenmanagement.
Damit setzt sich Laschet deutlich von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) ab, der zuletzt mit Maßnahmen und verbaler Härte vorgeprescht war. Politiker seien gut beraten, „nicht dem Rausch des Ausnahmezustands und der Tatkraft zu verfallen, sondern auch in dieser Stunde der Exekutive Maß und Mitte zu wahren“, betont Laschet. Der Christdemokrat moniert auch, dass das Gerede von Alternativlosigkeit der Komplexität der Herausforderung nicht gerecht werde: „Es gibt immer Alternativen – und es gibt ethische Dilemmata. Jede Entscheidung hat Folgen – für jeden Einzelnen und für unser Gemeinwesen insgesamt“.
Ei der Daus! Welch kluger Schachzug des medial schon länger in Szene gesetzten Kanzler-Nachfolgers. (Ei der Daus! als Ausruf der Verblüffung ist seit dem 15. Jahrhundert belegt. Zunächst bedeutete es „Betrüger“, in der niederdeutschen Sprache auch „Teufel“, seit dem 18. Jahrhundert ist die Bedeutung „Teufelskerl“ bezeugt.)
Und doch ein Verrat an seiner Kanzlerin und an sich selbst! Schließlich prägte sie das Wort der „Alternativlosigkeit“ für ihre Politik stets ohne Laschets (und anderer CDU-Herren) Einwand. Jetzt allerdings, da es tatsächlich um eine Strategie der Alternativlosigkeit im Kampf gegen die Pandemie gehen sollte, verkündet Herr Laschet in Abweichung zu seiner Kanzlerin mit Pfeilspitze in Richtung Markus Söder: „Es gibt immer eine Alternative.“
Und diese Alternative in NRW unter Laschet kennt keine klare Ansage. Ausflüge an Frühlingstagen werden also weiter stattfinden. Sowohl der Bürgermeister aus Xanten wünscht sich dazu eine klare Ansage, um in der Stadt Besucherrekorde zu reduzieren. Auch das Ahrtal und Ausflugsziele im Sauerland erwarten trotz Krise Besucherzahlen, auf die Einheimische gerne verzichten möchten.
Allein das Mundschutz-Thema ist bei Laschet – wie man sieht – in guten Händen und man muss es ihm nicht unter die Nase halten.
Bayerns Regierungschef, derzeit auch noch Vorsitzender der MP-Runde, sah sich nach seinem Vorpreschen in Sachen Maßnahmen gegen Corona plötzlich einer Gruppe von elf gegenüber, die der Rheinländer Laschet – aus seiner Sicht – hinter seinem Rücken zusammengeführt hatte. Ausgelöst hatte Laschet den Unmut bei Söder, weil er den ganzen Karnevalsspaß nicht hatte verbieten wollen.
Das überflüssige Machtspiel in einer Zeit, in der Führung gefragt ist, hat zu dem Ergebnis Eins zu Null für Söder geführt.
„Söder hat in der CSU die Macht, die Laschet in der CDU gerne hätte“, heißt es dazu im Tagesspiegel. Und … „Gegenwärtig, in dieser größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg, ist Markus Söder der beliebteste deutsche Politiker.“
Wer erfahren musste, dass der Landrat von Heinsberg China um Hilfe bat bei der Versorgung von medizinischer Schutzausrüstung, darf sich dazu über Laschet und Spahn und ihr Krisenmanagement seine Gedanken machen. Der Kabarettist HG Butzko glänzt auf seiner Homepage mit einer sehr lesenswerten Gedankenhilfe. Eine Erklärung für die vielen aus Corona betroffenen Ländern noch landenden Flugzeuge in Deutschland mit der kontrollfreien Behandlung der Fluggäste bis vor wenigen Tagen konnte er allerdings auch nicht finden.
Dieses Corona-Krisenmanagement halte ich inzwischen für eine vergleichbare Chaosbewältigung wie 2015 die Flüchtlingskrise und 2019 die Greta-Klimakrise. Alle drei zeichnen sich durch „Reaktionismus“ aus, der stets auf ein unerwartetes Ereignis als Politik getarnt folgte. Von einer erkennbaren gemeinsam erarbeiteten Regierungsstrategie auf die Ursprungsproblematik, die es schon vor dem Ereignis gab, kann bei keiner der Krisen gesprochen werden.
Nun scheint es eine erste politische Aktion zu geben. Deutschland kauft gerade Millionen Packungen von Avigan. Das Mittel soll zur Behandlung schwerwiegender Verläufe von Covid-19 eingesetzt werden. Neben Avigan kaufe der Bund auch die Medikamente Kaletra sowie Foipan, außerdem chloroquin- und hydroxychloroquinhaltige Arzneimittel.
Eine Frage treibt mich um, wenn ich auf China und Italien schaue. China verzeichnet bei 1.300 Millionen Einwohnern 3295 Corona-Tote. Italien bei 60 Millionen Einwohnern die unbegreifliche Zahl von 10.023 Corona-Toten.
Liebe Super-Experten, erklärt mir das bitte!
Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt explodiert, wird die Stimme eines Experten sein, der sagt: „Das ist technisch unmöglich.“ (Peter Ustinov (1921-2004), engl. Schriftsteller u. Schauspieler)