Wie uns Banken, Spekulanten und Politiker in den Ruin treiben
Thomas Wieczorek, Jahrgang 1953, Journalist und Redakteur, freier Autor der Frankfurter Rundschau, des Deutschland- und Südwestfunks, hat sich in mehreren Büchern mit dem politischen Dilettantismus in Deutschland, der Finanzkrise, dem Bildungsnotstand und der Armutsfalle von Bürgern und Kommunen beschäftigt. Die Informationsfülle seiner Bücher ist unfassbar, seine Wahrheiten niederschmetternd und seine Anklagen messerscharf. Die politische Realität bezeichnet er als „Globalschlamassel“ und bezichtigt die Verantwortlichen der Unkenntnis, Überforderung und Stümperei.
„Die Plünderung der Gesellschaft hat viele Gesichter, wobei den Rettungsschirmen für Banken der eindeutige Spitzenplatz zukommt… Die Eliteeinheit der Gierigen sind die Spekulanten… Bei der kasinokapitalistischen Zockerei wollen auch die Kommunen nicht abseits stehen“, so Wieczorek.
Medien bestätigen das. „In ganz Europa haben Städte, Zweckverbände und kommunale Unternehmen seit den neunziger Jahren solche Verträge mit amerikanischen Investoren unterzeichnet. Die Deutschen waren besonders gierig. Rund 150 Städte (Wieczorek nennt hier die Zahl 800), so viele wie in keinem anderen Land der Europäischen Union, haben diese Geschäfte abgeschlossen, manche gleich mehrere. Schätzungen über das Gesamtvolumen der deutschen Verträge schwanken zwischen 30 und 80 Milliarden Euro.“ (Zeit online 2009)
Thomas Wieczorek, der 2013 mit 60 Jahren viel zu früh verstarb, hat ein schockierendes Zeitdokument hinterlassen, das Aufmerksamkeit verdient. Wer allerdings die Verfehlungen der Politik und die Skandale seiner Gewählten nicht verkraftet, findet im TV-Programm genügend Möglichkeiten der Verdrängung.
„Es führen nicht nur viele Wege nach Rom, sondern auch zur Plünderung unserer Republik. Der nach wie vor beliebteste ist die Privatisierung (cross-border-leasing). Der Staat verscherbelt im wahrsten Sinne des Wortes ‚alles Mögliche‘, und die Zeche zahlt – wer auch sonst? – die Bevölkerung: Ob irrwitzige Preise für Strom, Gas oder Wasser, eine teilweise lebensgefährliche und unzuverlässige Bahn oder indiskutable Zustände in Krankenhäusern.
Unterm Strich bestätigt sich die alte Volksweisheit: Nur die Reichen können in einem armen Staat leben.“(Thomas Wieczorek: Die geplünderte Republik, S. 17)
Weitere Bücher: Die verblödete Republik; Die Dilettanten
Traurig. Es ist so traurig…
Traurig ist, dass Arbeitnehmer, Arbeitsuchende und Rentner in ihrer Mehrheit immer noch die Altparteien wählen, die dieses Unheil verursacht haben. Lafontaine hat schon vor vielen Jahren eine Kontrolle der Kapitalmärkte gefordert, was kam: die Agenda 2010!
Traurig ja, aber vom Wähler akzeptiert … sonst erhielten die Altparteien zusammen nicht deutlich über fünfzig Prozent ….